Das Geheimnis der Disziplin
Früher war Disziplin eine Frage des Überlebens. Es ging darum, Aufgaben zu erledigen, selbst wenn wir keine Lust dazu hatten. Wer sich trotz Regen und Kälte aus der Höhle wagte, hatte eine größere Chance, Nahrung zu finden und zu überleben.
Heute ist die Situation ganz anders: Wir können bequem von zu Hause aus Essen bestellen und müssen uns kaum noch anstrengen. Doch diese Bequemlichkeit birgt auch Risiken. Unser Leben ist auf Komfort und sofortige Bedürfnisbefriedigung ausgerichtet, was es immer schwerer macht, die Komfortzone zu verlassen und Disziplin aufzubringen.
Der Disziplin-Muskel: Ein Trainingsfeld im Gehirn
Es scheint fast, als wäre unser "Disziplin-Muskel" geschrumpft. Interessanterweise existiert tatsächlich ein solcher "Muskel" – genauer gesagt, ein Bereich im Gehirn, der für Disziplin verantwortlich ist.
Die Rede ist vom "Gyrus cinguli", auch "Gürtelwindung" genannt. Zwar handelt es sich nicht um einen echten Muskel, doch wir wissen aus Studien, dass wir Gehirnareale ähnlich wie Muskeln trainieren können. Je häufiger wir Dinge tun, auf die wir keine Lust haben, desto stärker wird dieser Bereich – vergleichbar mit einem Muskel, der durch Training wächst. Ein größerer Gyrus cinguli erleichtert es uns, mit schwierigen Situationen umzugehen.
Leider funktioniert es auch umgekehrt: Wenn wir aufhören, unsere Komfortzone zu verlassen und nur noch angenehme Tätigkeiten ausüben, schrumpft dieser Bereich wieder, und es fällt uns schwerer, diszipliniert zu sein. Studien zeigen, dass dieser Bereich bei übergewichtigen Personen kleiner und bei Athleten besonders ausgeprägt ist.
HINTERGRUND DER THEORIE:
Warum wurde der Zusammenhang zwischen der Gürtelwindung und Disziplin entdeckt? Interessanterweise ist dieser Bereich für die Wahrnehmung von sowohl physischem als auch psychischem Schmerz zuständig. Ein starker Gyrus cinguli ermöglicht es uns, Schmerz oder unangenehme Tätigkeiten besser auszuhalten und nicht aufzugeben. Zudem wird dieser Bereich aktiv, wenn wir etwas Falsches tun, das nicht unseren Werten entspricht – fast wie eine Art Gewissen – und hilft uns, Entscheidungen zu treffen, die mit unseren Werten übereinstimmen. Wenn wir also einen starken Gyrus cinguli haben und versuchen abzunehmen, fällt es uns leichter, Versuchungen beim Essen zu widerstehen, als wenn dieser Bereich klein oder schwach ist.
Disziplin aufbauen
Wie lässt sich also unser Disziplinmuskel stärken? Müssen wir täglich drei Stunden ins Fitnessstudio gehen oder bei strömendem Regen joggen?
Grundsätzlich gilt: Wir müssen ihn regelmäßig trainieren. Es reicht nicht, nur einmal etwas Unangenehmes zu tun; Regelmäßigkeit ist entscheidend. Das Gute daran ist, dass bereits eine Steigerung von 1% genügt und sowohl psychische als auch physische Anstrengung zum Wachstum beitragen.
Ein Beispiel: Wenn du täglich Hanteln hebst und dich jeden Tag um nur 1% steigerst, wird dein Disziplinmuskel wachsen. Dies wird sich positiv auf andere Bereiche deines Lebens auswirken, auch bei mentalen Anstrengungen, wie zum Beispiel beim Lernen für das Studium.
Genuss und Disziplin
Wenn du mir schon länger folgst, weißt du sicher, dass es mir wichtig ist, den Genuss im Leben zu bewahren und ihn in den Alltag zu integrieren. Ich möchte daher betonen, wie wichtig es ist, die Komfortzone zu verlassen und unangenehme Dinge zu tun, da Disziplin von großer Bedeutung ist. Aber es sollte nicht ins Extreme gehen. Wie bereits erwähnt, reicht eine Steigerung von 1% aus. Und wenn du an einem Tag mal keine Lust hast, wird die Gürtelwindung nicht plötzlich verschwinden 😉
Studien zeigen zudem, dass es hilfreich ist, das Ziel und das "Warum" klar vor Augen zu haben. Bevor du also an deinem neuen Projekt arbeitest, frage dich, warum du es durchziehen möchtest und was genau das Ergebnis sein soll. Es reicht nicht zu sagen: "Ich will fit sein." Du solltest genau wissen, warum du fit sein willst und wie das konkret aussehen soll. Möchtest du einen Berg besteigen können? Muskeln aufbauen und an einem Bikini-Wettbewerb teilnehmen? Bedeutet fit sein für dich, im Alter keine Schmerzen zu haben?
Arbeite langsam, aber konsequent auf dein Ziel hin. Ein kleiner Schritt nach dem anderen, aber regelmäßig – das bewirkt Wunder!
Viel Erfolg und alles Liebe,
Claudia 🥰